Die Komamethode
Die Komamethode. Willensfreiheit, Selbstverantwortung und der Anfang vom Ende der Roten Armee Fraktion im Winter 1984/85
Ende Januar 1985 wurde ein komatöser hungerstreikender Gefangener aus der Roten Armee Fraktion an die Medizinische Hochschule Hannover ( gebracht Zu diesem Zeitpunkt galten Zwangsernährungen als Praxis fürsorglicher Gewaltanwendung durch den Staat bereits als obsolet Auch den Hungerstreikenden sollte das Recht auf Selbstbestimmung und Willensfreiheit zukommen Da dies aber, wie zeitgleich in Großbritannien, auch zum Tod der Gefangenen führen konnte, wurde juristisch und medizinisch die sogenannte Komamethode eingeführt, die einen intensivmedizinischen Eingriff erst dann erlaubte, wenn die hungerstreikende Person ihren freien Willen nicht mehr äußern konnte Mit der Komamethode wurde die prekäre Ablösung der staatlich paternalistischen Verantwortung durch eine Pflicht zur Selbstverantwortung so gelöst, dass Dritte darunter vor allem ein Intensivmediziner zur Lösung des Konfliktes eingesetzt wurden Die Non Compliance eines Militanten musste in die Compliance eines Patienten verwandelt werden Da zudem der Kampf zwischen RAF und Staat im Akt der Zwangsernährung kulminierte, markieren die Ereignisse an der MHH, die unter den Bedingungen eines polizeilichen Ausnahmezustandes stattfanden, zugleich auch den Beginn der Deeskalation und den Anfang vom Ende der RAF.
Hier finden Sie das Plakat mit der Vortragsankündigung als PDF.
Referent/Referentin
PD Dr. Heiko Stoff
Veranstalter
Eine Veranstaltung des Leibniz Forschungszentrums »Center for Inclusive Citizenship « in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover
Termin
21. Nov. 201918:00 - 19:30
Ort
Geb.: 3109Raum: 411
Schneiderberg 50
30167 Hannover